Faszientherapie – integraler Bestandteil der chinesischen Medizin

29. Mai 2015 Jürgen Seibold Alle Heilpraktiker Artikel auf heilen blog

Die Faszientherapie ist Bestandteil der chinesischen Medizin
und der daoistischen Methoden

Die Faszien (chinesisch: Jin / Sehnen) und somit die Faszientherapie sind
seit jeher integraler Bestandteil im Wissen und in der Behandlung
der chinesischen Medizin und in der daoistischen Übungsmethodik
(hier: Ruan Ti Fa – im Folgenden daoistisches Yoga benannt ).

 

Die Faszien – eine kurze Beschreibung

Faszientherapie - die Faszien

Faszientherapie – die Faszien

Die Körperfaszien sind ein bindegebiges Netzwerk, das alle Schichten
unseres Körpers von der Oberfläche (Unterhaut) bis in die Tiefe
(Organe, Knochen) umfasst. Die Aufgaben der Faszien sind vielfältig
und reichen von der Vernetzung und Formgebung unseres Körpers
über Kommunikation zwischen den Körperzellen, speichern Fett,
Wasser und Körperkraft und bilden einen Durchgang für Lymphgefässe,
Nerven und Blutgefässe. Besonders interessant ist auch die
Speicherfähigkeit für verdrängte Emotionen und Traumata.

 

Die Bedeutung der Faszien in der Therapie

Die flexiblen Eigenschaften der Faszienschichten zwischen enormer Dehnfähigkeit und aktivem Zusammenziehen sowie deren Reichhaltigkeit an Rezeptoren, die Schmerz, Bewegungsänderung, Druckveränderung, Temperaturschwankungen und Veränderungen der Körperchemie anzeigen, können durch unterschiedliche Mechanismen gestört werden. Verletzungen  mit Narbenbildung, Fehlhaltungen und Fehlstatik sowie chronischer Stress, verdrängte emotionale Konflikte oder Traumatas können zu einer ungünstigen Spannungsveränderung der Körperfaszien führen. Die Folge können Minderversorgung von Organen, Lymphabflussstörungen, chronische Schmerzen, Missempfindungen sowie ein “Festhängen” in unphysiologischen Haltungsmustern und emotiionalen Konflikten sein.

 

Faszientherapie in der chinesischen Medizin und in der daoistischen Übungsmethodik (daoistisches Yoga)

 

wu xing - 5 Wandlungsphasen der chinesischen Medizin

fünf Wandlungsphasen der chinesischen Medizin – chinesisch: wu xing

Die Faszien werden als eine der verschiedenen  Ebenen im komplexen System Mensch erfahren. Sie sind im Rahmen der Wandlunsphase “Holz”
(5 Elemente – Wu – xing) mit dem Spannungszustand und der Bewegung des Körpers, der Verdauung sowie den Emotionen vergesellschaftet. Im daoistischen Übungsweg bilden sie innerhalb des Prinzips 4 Bilder
(Si Xiang) sowie der 4 Körperebenen
den Bereich Jin (Sehnen) und sind
die Grundlage der inneren Spiralkraft
(Chansi Jin) und haben einen gewichtigen Einfluss auf unser emotionales Gleichgewicht.

 

 

 

Die Faszientherapie bildet einen wichtigen Aspekt

Sind die Faszien Störungen ausgesetzt und agieren mit zu viel oder zu wenig
Spannung oder verkleben, so kann der therapeutische Erfolg ausbleiben,
insofern sie nicht berücksichtigt wurden.
In der chinesischen Medizin und dem daoistischen Yoga
wird auf die Faszien vielfältig Einfluss genommen.
Allerdings werden auch die anderen Körperebenen berücksichtigt:

  • die Ebene des Blutes (Xue) Körperflüssigkeiten und Gefässe sowie hiermit auch die emotionale Basis
  • die Ebene der Muskeln
  • die Ebene der Faszien (Sehnen / Bindegewebe)
  • die Ebene der Knochen und Gelenke

 

In welcher Form die Faszienebene behandelt wird (Faszientherapie), entscheidet sich in Untersuchung
und Anamnese

Eine umfangreiche Anamnese (Fragen zur Krankheitsgeschichte) sowie eine umfangreiche Untersuchung folgender Aspekte von Kopf bis Fuß, von Außen nach Innen:

  • Erscheinungsbild, Haltung, Verhalten, Bewegung
  • energetischer Zustand
  • emotionaler Zustand
  • Lebensführung inkl. Ernährung

bilden den Leitfaden zur ganzheitlichen Therapie.

 

Patient und Therapeut sind beide gefordert

Die Aufgabe des Therapeuten ist, durch umfangreiche Untersuchungen:

  • des Verhaltens , der Haltung – durch Kenntnisse der natürlichen und gesunden Physiologie
  • des energetischen Zustands über Pulsdiagnostik, Zungendiagnostik
  • der Krankheitsgeschichte (Anamnese)

die Ursachen der Beschwerden herauszufinden und sie dem Patienten
so zu vermitteln, dass der Patient es verstehen kann
denn Krankheit bietet die Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung
und Ihr Sinn sollte verstanden werden!

 

chinesische Medizin: Meridiane, Nerven, Gefäße, Faszien, Muskeln, Knochen

chinesische Medizin: Meridiane, Nerven, Gefäße, Faszien, Muskeln, Knochen

Weiterhin kann der Therapeut
die Behandlung aufbauen
mittels therapeutischer Maßnahmen,

die er  individuell auswählt:

  • Tuina (manuelle Therapie)
  • Akupunktur (Nadeln)
  • Guasha (Schaben)
  • Schröpfkopfmassage
  • Moxa (Wärme)
  • Kräutertherapie
  • Ernährungstherapie
  • gezielte Übungen
    zur Verbesserung
    der Wahrnehmung
    (Körperbewusstsein – Yi)
    und Förderung der Selbständigkeit
    des Patienten im Alltag im Sinne
    einer gesunderhaltenden Lebensweise.

 

In Bezug auf die Faszientherapie möchte ich ein mögliches Beispiel aus der Praxis heranziehen:

  • 25jähriger Patient mit Lendenwirbelsäulenschmerzen,
    die auf
    Massagen und Krankengymnastik bisher nicht ansprachen

Untersuchungsergebnis nach Kriterien der chinesischen Medizin
und 
Betrachtung des daoistischen Körpermodells:

  • Fehlhaltung mit Abstimmungsstörung zwischen Oberschenkeln
    Kniegelenken und Füssen (X Bein – Haltung):
    Energie staut sich im oberen Erwärmer, Yin kann nicht durchsinken,
    die Herzebene energetisch gestaut (emotionale Unruhe !)
  • Hohlkreuzhaltung mit Rücklast des Oberkörpers,
    verspannter
    Schulterblattmuskulatur,
    Brustatmung,
    fehlende  Wahrnehmung
    der Muskelspannung in der unteren
    Lendenwirbelsäule,
    Beckenbewegung kaum möglich:

    Unterer Erwärmer blockiert, Atmung kann nicht wurzeln,
    Körper kann nicht durchsinken, Yi ist blockiert (Wahrnehmung)
  • energetisches Bild nach Puls- und Zungendiagnostik:
    Nieren Yin und Herz Yin Mangel
  • Anamnese – Alltag :
    Überlastung im Studium mit Prüfungsängsten,
    Schlafstörungen,Schlafmangel, unregelmäßiges Essen,
    Fastfood, viel Sitzen, wenig bis kein sportlicher Ausgleich,
    viel Denken, schon als Kind Prüfungsängste

Hier beschreibe ich einen möglichen  Behandlungsaufbau:

  • Manuelle – passive Methode durch den Therapeuten:Tuina.
    Mit verschiedenen Griffen – von Friktionsgriffen über Schiebegriffen
    bis zu verschiedenen Dehnungen – werden die Körperschichten
    wieder in Harmonie zueinander gebracht, Muskeln und Bindegewebe /
    Faszien lösen sich, die Durchblutung und Bewegungsfähigkeit
    ist deutlich verbessert, der Patient erlebt seit Langem wieder eine
    Entspannung im Brust- und Lendenbereich, der Oberkörper
    wird gefühlt leichter, die Beine fühlen sich schwerer an
    (Yin sinkt nach unten) .Die Wahrnehmung in Bezug
    auf Muskelspannung und Beweglichkeit ist deutlich erhöht.
  • JIN GU FA – alte asiatische Methoden 
    Heiße Kräuteranwendungen sind in der Lage, Muskeln und Faszien
    zu entspannen – anschließend werden mit Klopf, Roll und Streichtechniken
    mit Hilfe von Bambus-  oder Rattanstöcken die Faszien gelockert:
    Infos zu JIN GU FA (Film auf Youtube)
Tuina - die manuelle Therapie der chinesischen Medizin

Tuina – die manuelle Therapie der chinesischen Medizin

  • aktive Übungsmethodik für den Patienten:
    Ruan Ti Fa
    (daoistisches Yoga)

    Der Patient lernt,
    seinen Körper selbständig
    durch die verschiedenen Schichten – Muskulatur, Bindegewebe (Faszien)
    und Gelenke –
    weiter zu lösen,
    seine Wahrnehmung
    zu verbessern und
    Spannungen abzubauen.
    Die Übungen sind insbesondere Abends und während emotionaler
    und körperlicher Anspannung durchzuführen, um den Lösungseffekt
    regelmäßig einzuleiten, vor Allem für einen guten Schlaf.
    Die Bindegewebsebene (Faszien) mit emotionalen
    Altlasten
    ist durch spezielle Dehnübungen meist gut zu erreichen.

    Weitere Übungen, die im Laufe weiterer Behandlungen sinnvoll sind: Stehmeditation (Zhang Zhuang) um das energetische und seelische Gleichgewicht  wieder herzustellen, Übungen, um den Qifluss (emotionale Ebene) und die Geschmeidigkeit des Körpers zu fördern, z.B. Daoyingong
  • Kräuter und Ernährungsverordnungen, um die betroffenen Organe Herz
    und Niere zu kräftigen und das Herz zu beruhigen
  • Weitere Therapieoptionen der emotionalen Hintergründe
    z.B. mit systemischen Meditationen  und Ausleitungsübungen
    die Ursachen der Ängste aus dem Unterbewusstsein zu lösen
  • Tipps zur Balancierung des Alltags auch unter Stressbedingungen
    (Erfahrung des Therapeuten im Stressmanagement erforderlich !)

 

Fazit und Schlussbemerkungen

  • die Faszientherapie ist integraler Bestandteil der chinesischen Medizin
  • Behandlungsmethoden in Bezug auf die Faszien: insbesondere Tuina
    (manuelle Therapie der chinesischen Medizin), Schröpfmassage,
    Akupunktur, daoistisches Yoga (Ruan Ti Fa, Dao Yin)
  • die Faszien sind EINE Ebene des Organismus, die weiteren Ebenen
    sollten bei einer Faszientherapie nicht vernachlässigt werden
  • das Erkennen der Hintergründe der Erkrankung ist vor allem für den
    Patienten notwendig, um sich weiter enwickeln zu können
  • Eine Übungsmethodik für den Alltag und zur Förderung der Wahrnehmung des eigenen Körpers ist wichtig für die Selbständigkeit und weitere Entwicklung
  • Der Therapeut sollte über umfangreiche Kenntnisse in Diagnostik, Methodik
    und Vermittlung der Zusammenhänge verfügen und eigene Erfahrung
    in der Übungsmethodik besitzen

 

daoistische Übungen

daoistisches Yoga

Ich hoffe, daß ich Ihnen mit diesem Artikel eine Hilfestellung zur Faszientherapie geben konnte. Falls Sie sich für eine Therapie oder für die Teilnahme an einem Kurs oder Seminar interessieren, beachten Sie bitte folgende links

Weiter Informationen zu diesen Themen im Newsletter

 

 

Jürgen Seibold, Heilpraktiker und Physiotherapeut, Bremen

www.heilpraktiker-seibold.de

Faszientherapie – integraler Bestandteil der chinesischen Medizin
Faszíentherapie – integraler Bestandteil der daoistischen Übungen

 

 

Quellenangaben, weiterführende Informationen

 

 

Rechtlicher Hinweis

Meine Ausführungen basieren auf den Erkenntnissen der Erfahrungsheilkunde und auf meinen Beobachtungen aus der Praxis. Sie sind (teilweise) wissenschaftlich (noch) nicht belegt und daher schulmedizinisch (noch) nicht anerkannt. Zur besseren Transparenz (sofern möglich) habe ich zu jedem Thema Quellenangaben und aktuelle Studienergebnisse beigefügt.

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Kommentare sind derzeit geschlossen.

4 Antworten zu “Faszientherapie – integraler Bestandteil der chinesischen Medizin”

  • Mein Artikel erschien aktuell (02/16) im Paracelsus Magazin:
    http://www.paracelsus-magazin.de/alle-ausgaben/89-heft-22016/1502-faszientherapie.html
    Vielen Dank für die Veröffentlichung !

  • D. Otten sagt:

    Hallo Herr Seibold,

    ich studiere gerade Ihren Blog und finde auch dieses Thema interessant! 🙂

    Ich beschäftige mich bereits länger mit Faszientherapie und Faszientraining (habe sogar eine Webseite zu meinen Erfahrungen), habe sie bisher aber noch nicht im Zusammenhang mit chinesischer Medizin gesehen. Ich finde es plausibel, dass es eine Verbindung zwischen Beschwerden mit den Faszien und der psychischen Ebene gibt, schließlich sitzen in den Faszien auch sehr viele Nervenendigungen.

    Ihr Artikel hat meinen Horizont bezüglich Faszientherapie erweitert – vielen Dank dafür!

    Beste Grüße
    D. Otten

  • Lieber Herr Seibold,

    danke für diesen sehr ausführlichen und spannenden Blogbeitrag!

    Faszien sind schon spannende Gebilde unseres Körpers und es lohnt sich bestimmt zu probieren, sie besser zu verstehen. Sie sind Ursprung so vieler Schmerzen und gleichzeitig der Knackpunkt zu ihrer Linderung.

    Großartig, wie Sie das in Zusammenhang mit der Psyche und dem Geist bringen – ein wundervoller Gedanke.

    Nochmals danke für diesen Artikel – weiter so!

    LG,
    Heidi.

  • Manuela sagt:

    Vielen Dank für den interessanten Artikel. Die Faszientherapie ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes und sollte in unserer Gesellschaft viel mehr zu Anwendung kommen. Viele Menschen bräuchten diese Heilmethode aber leider ist diese bei den meisten kaum bekannt.


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